Donnerstag, 28. Juni 2007
Freund Karlo
Ich saß mit Kater Karlo im Schatten der Efeuranken an einem heißen Sommertage im Jahre XXXX. Wir tranken aus goldenen Kelchen, wir tranken Benzin, und mischten ab und an einen Schuss Spiritus dazu. Wir redeten im Angesicht der alten Ruinen über dies und das und waren guter Dinge, verbunden in Freundschaft und Rausch. Das nahe Meer brachte eine süße Brise, welche sich uns, uns allein zum Wohlgefallen (denn sonst war meilenweit keine Seele in Sicht) mit den Benzin- und Spiritusdämpfen aus unseren Trinkbechern, dem Duft von Zedern und in der Sonne sengender Gräser mischte. Wir waren guter Dinge. Doch nachdem sich, langsam, langsam, das Himmelszelt über uns zu röten begann, erst unmerklich, dann deutlich, und schließlich mit Gewalt, als sich so schließlich die Sonne lodernd auf die Hügel senkte, da sah ich in Kater Karlos Gesicht. Er sah mich nicht, er sah in die Ferne, vielleicht zu einer mir nicht bekannten Heimstatt, durch Säulengänge und alte Hallen, eine Träne rann über Kater Karlos Wange. Was ist, Freund? Es ist nichts, Freund. Du siehst zum Meere hin? Ja, ich sehe zum Meere hin. Hast du Heimweh zu den Deinen? Habe ich Heimweh zu den meinen? Die Brise frischte auf, die Zedern wogen sich im Wind. Hier! Nimm noch etwas Spiritus in dein Benzin. Danke, Freund. Als sich der vor nicht langer Zeit noch blasse Mond schon deutlich auf dem Firmament abzeichnete, leerten wir unsere letzten Kelche voll Benzin und gingen zur Autobahnraststätte um noch einige kalte Schnitzel zu essen.

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